Der Merkur

Merkurtransit vor Sonne - ANWE - Ralf Schmidt
Mariner 10 Sonde - NASA

Der Merkur ist der innerste und kleinste Planet im Sonnensystem. Er umkreist die Sonne in 88 Tagen. Seine mittlere Entfernung von ihr beträgt 57.910.000 Kilometer. Aufgrund seiner hohen Bahn-Exzentrizität schwankt diese Entfernung zwischen rund 46 Millionen und 70 Millionen Kilometer. Auch die Bahnneigung gegen die Ekliptikebene ist mit 7° relativ hoch und die höchste im Sonnensystem. Auf den ersten Blick scheint der Merkur dem Mond zu ähneln. Die Planetenoberfläche ist wie der Mond von Kratern übersät und besteht aus einem rauen, porösen, dunklen Gestein. Der innere Aufbau ähnelt jedoch mehr dem der Erde. Über Monde verfügt der Merkur nicht. Von der Erde aus sind jedoch aufgrund der großen Nähe zur Sonne nur wenige Einzelheiten zu erkennen, so dass erst durch die Entsendung von Raumsonden wesentliche Erkenntnisse über den Merkur gewonnen werden konnten.

Der Durchmesser des Merkurs liegt bei 4.878 Kilometern und seine Masse beträgt 0,055 (1/18) Erdmassen. Daraus ergibt sich eine mittlere Dichte von 5,4 g/cm³. Zum Vergleich: Die Erde hat eine Dichte von rund 5,62 g/cm³ und der Mond eine von 3,34 g/cm³. Die hohe Dichte lässt darauf schließen, dass der Merkur hauptsächlich aus Metallen besteht. So hat der Merkur einen relativ großen Kern aus Eisen und Nickel, der einen Durchmesser von 3.500 Kilometern (3/4 des Planetendurchmessers) hat und 60 Prozent seiner Masse ausmacht. Teilweise muss dieser Kern flüssig sein, was einen Dynamo-Effekt zur Folge hat. Dieser erzeugt wiederum ein Magnetfeld, dessen Feldstärke zwischen 0,0035 und 0,007 Gauß liegt. Die Feldstärke des Magnetfeldes beträgt zwar nur ein Prozent des Erdmagnetfeldes, doch ist dieses wesentlich stärker als die Magnetfelder von Venus und Mars. Auf der Sonnenseite des Merkurs wird das Feld durch den Sonnenwind gestaucht.

Der relativ große Kern im Vergleich zur Gesamtgröße des Planeten dürfte seine Ursache in den vielen Impakten in der Anfangszeit des Sonnensystems haben. Die Impaktereignisse waren bei den inneren Planeten Merkur und Venus höher als bei der Erde. In Folge wurde ein Großteil der Kruste weggeschleudert und im Verhältnis zur Gesamtgröße des Merkurs blieb ein relativ großer Kern übrig.

Die Rotation des Merkurs wurde bis zum Jahr 1965 nicht richtig bestimmt. Zum Teil gingen die Wissenschaftler wie beim Mond von einer gebundenen Rotation aus. In diesem Fall würde der Merkur in 88 Tagen um seine Achse rotieren und der Sonne immer die gleiche Oberflächenseite zuwenden. Doch Radarmessungen zeigten, dass der Merkur in 58,85 Tagen um seine Achse rotiert. Das sind genau zwei Drittel der Umlaufzeit des Merkurs um die Sonne, welche wie oben angeben 88 Tage beträgt. Diese Synchronisation von Umlaufzeit und Rotation ist kein Zufall, sondern wird aufgrund der Gezeitenwirkung der Sonne verursacht. Das Verhältnis von Umlaufzeit und Rotationsperiode führt dazu, dass der Sonnentag auf dem Merkur 176 Tage bzw. zwei Umlaufperioden des Merkurs um die Sonne lang ist. Da eine nennenswerte Atmosphäre auf dem Merkur fehlt, schwanken die Temperaturen zwischen etwa +427° Celsius auf der Tagseite und -173° Celsius auf der Nachtseite.

Die Kruste und der Mantel des Merkurs sind zusammen etwa 700 km dick. Einzelheiten über die Merkuroberfläche brachten erst die Raumfahrtmissionen zutage. Im Jahre 1974 erreichte als erste Raumsonde Mariner 10 den Merkur. Die US-Raumsonde flog in den Jahren 1974/75 insgesamt dreimal am Merkur vorbei. Dabei wurden Bilder mit einer Auflösung von etwa 150 Metern gemacht und zur Erde gesendet. Auf den Bildern zeigte die Merkuroberfläche eine große Ähnlichkeit mit der Mondoberfläche. Es gibt auf dem Merkur wie auf dem Mond große Krater und Ringgebirge mit Zentralbergen. Des Weiteren gibt es Strahlensysteme und Becken (Maria). Am auffälligsten ist das Caloris-Becken, welches eine Größe von 1.300 Kilometern hat. Insgesamt sind jedoch die Becken auf dem Merkur kleiner als die Maria auf dem Mond. Von ihrer Struktur her ähneln die Becken auf dem Merkur den Maria auf dem Mond. Es gibt wie beim Mond auch Anzeichen von Überflutungen mit Lava. Die großen Becken dürften wie die Maria auf dem Mond von großen Impakten aus der Anfangszeit des Sonnensystems herrühren. In diesem Entwicklungsstadium war der Mondmantel bzw. der Merkurmantel noch flüssig, so dass ihre Böden anschließend von aufsteigendem Magma geflutet wurden. Heute zeigt der Merkur keine tektonische Aktivität mehr. Es gibt jedoch Furchen, die durch leichte Kompression der Kruste entstanden sein könnten. Die Schwerkraft auf der Merkuroberfläche ist etwa doppelt so groß wie die auf der Mondoberfläche. In Folge wird das aus einem primären Einschlagkrater ausgeworfenen Material auf dem Merkur auf einer kleineren Fläche verteilt als auf dem Mond. So werden im Vergleich zum Mond auf dem Merkur nur 1/6 der Fläche bedeckt. Somit liegen die sekundären Krater näher an den primären Kratern. Im Jahre 1992 wurden auf dem Merkur Anzeichen von Eis unter der Oberfläche entdeckt, die sich durch erhöhte Radarreflexionen an den Polen bemerkbar machten. Weiter oben wurde bereits erwähnt, dass der Merkur einen relativ großen Kern hat. Damit ist seine Kruste relativ klein. Dies dürfte an den vielen Impakten in der Anfangszeit des Sonnensystems gelegen haben. Die Impaktereignisse waren bei den inneren Planeten Merkur und Venus höher als bei der Erde. In Folge wurde ein Großteil der Kruste weggeschleudert.

Eine dichte Atmosphäre hat der Merkur nicht. Aufgrund der großen Nähe zur Sonne und der geringen Masse des Planeten kann keine nennenswerte Atmosphäre gehalten werden. Jedoch ist eine sehr dünne Hülle aus Wasserstoff (H) und Helium (He) vorhanden. Das Magnetfeld des Merkurs fängt Wasserstoff- und Heliumkerne aus dem Sonnenwind ein. Ohne den ständigen Nachschub aus dem Sonnenwind könnte der Merkur die Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium nicht halten. Im Jahr 1985 wurde außerdem eine extrem dünne Natriumatmosphäre nachgewiesen. Diese erzeugt wiederum eine Exosphäre, welche auf der sonnenabgewandten Seite des Merkurs wie der Schweif eines Kometen ausgeprägt ist. Wie beim Kometenschweif sind hierfür die Teilchen des Sonnenwindes verantwortlich. Hinzu kommt noch der Einfluss von Mikrometeoriten. Weitere Bestandteile der Atmosphäre sind unter anderem Sauerstoff und Kalium.